Frauen auf der Flucht. Die humanitäre Notsituation einer unsichtbaren Realität

Frauen und Mädchen auf der Flucht sind ganz besonders gefährdet. Unterstützende Hilfsangebote in den Flüchtlingslagern sind für sie sehr wichtig. Der Verein ROSA - Rolling Safespace - will einen LKW zur mobilen Beratungsstelle ausbauen. Er bringt Hilfe dorthin, wo sie unmittelbar benötigt wird: vor Ort, für Frauen auf der Flucht.

von
Leonie Maier
und

Wenige Themen erreichten in den vergangenen Jahren in Deutschland eine vergleichbare öffentliche Präsenz wie das der Flucht. Der Diskurs erstreckt sich über Zahlen, Verteilung, Abschiebung. Über Integration, Willkommenskultur und Erstaufnahmelager. Worüber jedoch selten gesprochen wird, ist die Geschlechterungleichheit, die vor, während und nach einer Flucht zum Tragen kommt und durch diese noch verstärkt wird.

 2020 war ein Prozent der Weltbevölkerung auf der Flucht - anders als die mediale Darstellung es vermuten lässt, war fast die Hälfte von ihnen weiblich. Untersuchungen wie die Study on female refugees der Berliner Charité zeigen eindringlich, dass die Situation flüchtender Frauen häufig von zusätzlichen, geschlechtsspezifischen Belastungen und Herausforderungen geprägt ist.

Leonie Maier ist Co-Gründerin des Vereins ROSA - Rolling Safespace

 Neben Krieg, Gewalt und Verfolgung werden von Frauen auch Zwangsprostitution, Genitalverstümmelung, Vergewaltigung, Angst vor Femizid und Zwangsverheiratung als Fluchtursachen genannt. Während einer Flucht führen unterschiedliche Faktoren wie die Verantwortung für Kinder, bestehende Schwangerschaften und das Fehlen geschützter Räume zu einer erhöhten Vulnerabilität von Frauen, die immer wieder zu körperlichem und seelischem Missbrauch führt.

 Diese Mehrfachbelastungen spiegeln sich jedoch kaum in angebotenen Hilfsstrukturen wider - selbst an den europäischen Außengrenzen, wo diese Versorgungslücke gegen die Europäische Menschenrechtskonvention verstößt. Da eine erhöhte Traumatisierung außerdem mit erschwerter Integration im Ankunftsland einhergeht, gefährdet sie nicht nur die Frauengesundheit, sie überträgt sich außerdem auf die kommende Generation.

ROSA - Safespace auf Rädern

Um den genannten Missständen etwas entgegenzusetzen und in der Öffentlichkeit auf die Problematik aufmerksam zu machen, gründete sich im März 2021 der Verein ROSA e.V. Das Projekt möchte eine mobile Anlaufstelle für Frauen und Mädchen auf der Flucht bieten – den Rolling Safespace. Aus einem umgebauten Fahrzeug heraus werden eine medizinische Basisversorgung, ein Bewegungsangebot, Gesprächskreise, Kinderbetreuung sowie die Ausgabe von dringend benötigten Hygieneartikeln (wie Menstruationsartikel, Windeln, Kondome) bereitgestellt. Im März 2022 beginnt das Projekt mit einer Pilotmission nach Griechenland, wo zunächst die Geflüchtetenunterkünfte nördlich von Athen angefahren werden.

So könnt ihr ROSA auf der Spendenplattform Betterplace.org unterstützen:

Quellen:

UNHCR Global Trends
https://www.unhcr.org/flagship-reports/globaltrends/

Study on female refugees:
https://female-refugee-study.charite.de/

Jane Freedman (2016) Sexual and gender-basedviolence against refugee women: a hidden aspect of the refugee"crisis"
10.1016/j.rhm.2016.05.003